HAMBURG (dpa-AFX) - Die IG Metall hat sich nach 123 Streiktagen auf ein Paket von Tarifverträgen mit der deutschen Tochter des dänischen Windanlagenbauers Vestas geeinigt. Nach der Unterschrift am Freitag laufe jetzt die Urabstimmung über ein Ende des Arbeitskampfes, teilte die Gewerkschaft am Dienstag in Hamburg mit. Seitens des Unternehmens lagen zunächst keine Angaben vor.

"In einem der längsten Streiks in der Geschichte der IG Metall ist es gelungen, den Einstieg in Tarifverträge bei Vestas durchzusetzen", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. "Nach einer harten Auseinandersetzung und schwierigen Verhandlungen haben wir ein Paket erreicht, das für die Beschäftigten im Service und die Auszubildenden ein Entgeltsystem nach Tarif und für alle Beschäftigten Entgelterhöhungen, Inflationsausgleichsprämien sowie Altersteilzeit nach Tarif sichert."

Nach Angaben der IG Metall sieht die Einigung vor, dass für die Beschäftigten im Service und für die Auszubildenden zum 1. Januar 2024 ein Entgeltsystem eingeführt wird. "Für alle Beschäftigten erhöhen sich die Entgelte zum 1. Januar 2024 um 5,4 Prozent", heißt es weiter. "Zum 1. Januar 2025 sollen dann die Entgeltsteigerungen der Tarifrunde 2024 der Metall- und Elektroindustrie übernommen werden." Zudem gebe es eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2750 Euro, die in zwei Tranchen ausgezahlt werde. "Neu ist auch eine Regelung zur Altersteilzeit vergleichbar mit der in den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie."

Bei Vestas Deutschland arbeiten nach Angaben der IG Metall rund 1700 Menschen, davon 700 als Monteure. Die Gewerkschaft beklagt seit langem, dass zwar viele Zulieferer wie Maschinenbauer dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie unterliegen. Bei Herstellern und im Servicebereich habe sich die Windbranche aber verbindlichen tariflichen Regeln bisher weitgehend verweigert.

Deutschlands größte Gewerkschaft war im Mai 2022 in Gespräche mit der Vestas Deutschland GmbH (Hamburg) eingestiegen, die aber zunächst erfolglos blieben. Vestas hatte sich lange gegen Verhandlungen über einen Haustarif gesperrt, weil das Unternehmen ursprünglich nur mit dem Betriebsrat über Entgeltfragen sprechen wollte. Die IG Metall hatte daraufhin im vorigen Sommer einen Arbeitskampf begonnen. Zunächst gab es kürzere Warnstreiks, nach einer Urabstimmung seit November dann auch Streiks. Nach früherer Darstellung von Vestas vertritt die Gewerkschaft nur eine Minderheit der Belegschaft./kf/DP/ngu