MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Finanzinvestor Paul Singer will bei der geplanten Übernahme des Labordienstleisters Synlab nach dem von ihm bekannten Muster mitverdienen. Singer hat über seine Investmentgesellschaft Elliott direkt und indirekt Zugriff auf 6,5 Prozent der Synlab-Anteile, wie aus einer am Donnerstag vom Unternehmen in München veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Synlab steht vor einer Komplettübernahme durch den Finanzinvestor und Großaktionär Cinven. Dieser will die Anteile, die ihm noch nicht gehören, für zehn Euro das Stück kaufen. Singer ist dafür bekannt, sich Anteile an Unternehmen zu sichern, die vor einer Übernahme stehen, um etwa in einem sogenannten Zwangsabfindungsverfahren (Squeeze-out) einen höheren Preis herauszuschlagen.

Zu Singers Strategie gehört dabei, dass sein Einstieg auch bekannt wird, vielfach fordert sein Hedgefonds auch das Management öffentlich zu bestimmten Handlungen auf. Oft wird bei Singers Engagement aber nicht ersichtlich, wie viele Anteile er besitzt. Eine Stimmrechtsmitteilung ist erst ab einer Schwelle von drei Prozent der Anteile vorgeschrieben. In den vergangenen Jahren gab es hierzulande eine Reihe von Übernahmen, an denen Singer mit einer Beteiligung verdient hat. Ein Fall ist etwa das Funkturm-Unternehmen Vantage Towers , das vor der Komplettübernahme durch eine von der bisherigen Mutter Vodafone und den Finanzinvestoren GIP und KKR getragene Gesellschaft steht.

Der britische Telekomkonzern Vodafone hatte bereits bei der Milliardenübernahme des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland unangenehme Erfahrung mit Singer gemacht. Die Briten haben Singer und Investoren, die sich seiner Strategie angeschlossen hatten, erst 2020 nach einem jahrelangen Stillstand aus dem bereits 2014 übernommenen Unternehmen Kabel Deutschland zu einem hohen Preis herausgekauft.

Mehrheitseigentümer sind oft dazu bereit, diesen zu zahlen, damit der Minderheitsaktionär die Abläufe im Unternehmen nicht mehr aufhalten oder stören kann. Auch am Autozulieferer Hella , der erst vor Kurzem vom französischen Unternehmen Faurecia übernommen wurde, hält Singer größere Aktienpakete. Ein weiteres bekanntes Beispiel aus der Vergangenheit ist der Kauf des Arzneimittelherstellers Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Auch beim Kranhersteller Demag und dem Computerhersteller Medion hatte Singer mit der Methode Erfolg.

Bei Synlab hatte sich der Kurs bereits in den vergangenen Tagen von den gebotenen 10 Euro abgesetzt und war bis auf 10,84 Euro geklettert. Nach Veröffentlichung der Stimmrechtsmitteilung zog der Kurs auf bis zu 11,04 Euro an. Zuletzt lag er aber wieder etwas unter der Marke von 11 Euro./zb/he