PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte steuern auf ein ruhiges Ende einer schwachen Woche zu. Die wichtigsten Aktienindizes bewegten sich bis zum Freitagmittag kaum. Getrübt wird die Stimmung durch die Aussicht, dass die Leitzinsen in den USA eher später als früher sinken könnten. Für die Eurozone wird zwar fest mit einem ersten Zinsschritt nach unten im Juni gerechnet. Der weitere Zinspfad ist aber auch hier ungewiss.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 notierte zuletzt 0,08 Prozent höher bei 4986,26 Punkten. Auf Wochensicht deutet sich ein Verlust von knapp ein Prozent an. Die Bilanz für den Monat Mai hingegen weist ein Plus von gut ein Prozent auf.

Der französische Cac 40 sank am Freitag um 0,04 Prozent auf 7975,55 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ("Footsie") ging es um 0,23 Prozent auf 8250,38 Zähler nach oben.

Verbraucherpreise aus der Eurozone konnten die Laune der Anleger nicht heben. Die Inflation im Euroraum hat im Mai wieder angezogen. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,6 Prozent und damit etwas stärker als von Analysten erwartet.

Für die Europäische Zentralbank (EZB) wäre eine fallende Inflationsrate vor der entscheidenden Sitzung am Donnerstag angenehmer gewesen, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Zudem habe die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel entgegen den Erwartungen sogar merklich zulegt.

Ungeachtet der Inflationsentwicklung im Mai werde die EZB am Donnerstag den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte senken, fuhr Gitzel fort und ergänzte: "Das ist gewissermaßen in Stein gemeißelt". Bei der anstehenden Zinssitzung gehe es also nicht darum, ob die EZB lockert, sondern wie stark die Währungshüter im laufenden Jahr die Zinsen reduzieren werden. Ob es zu den ursprünglich erwarteten deutlichen Zinssenkungen kommt, bleibe in Anbetracht des Anstiegs der Kerninflation jetzt fraglich.

Unter den Einzelwerten sackten die Aktien von Capgemini als Schlusslicht im Cac 40 um mehr als fünf Prozent ab. Zuvor hatten das Analysehaus Jefferies und die US-Bank JPMorgan ihre Kaufempfehlungen für die Papiere des IT-Dienstleisters gestrichen. Der Nachfragedruck halte an, wie jüngste Daten gezeigt hätten, schrieb der JPMorgan-Experte Toby Ogg. Der Jefferies-Fachmann Charles Brennan ergänzte, die Branchenerholung verzögere sich.

Im "Footsie" verzeichneten die Anteilsscheine des Sportbekleidungshändlers JD Sports mit einem Minus von knapp sieben Prozent die größten Verluste. Der bereinigte Vorsteuergewinn und der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr hatten enttäuscht.

Ansonsten fielen in London die Aktien des Glücksspielkonzerns Flutter mit deutlichen Kursschwankungen auf. Die Papiere waren zwischenzeitlich um mehr als 18 Prozent abgesackt und büßten zuletzt noch 4,5 Prozent ein. Für Irritationen sorgte der angekündigte Rücktritt des Finanzchefs Paul Edgecliffe-Johnson. Dessen Abgang werde mit seinen familiären Verpflichtungen in Großbritannien im Zusammenhang mit dem Umzug des Unternehmens an die Hauptbörse in New York begründet, hob Analyst Paul Ruddy von Davy Research hervor. Auch die Anteilsscheine anderer Branchenunternehmen wie Entain gerieten unter Druck./la/jha/