PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag nachgegeben. Die Erleichterung über nachlassenden Inflationsdruck in den USA, die am Vortag noch gestützt hatte, ist damit wieder verflogen. Am Mittag verlor der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,96 Prozent auf 4985,86 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 1,08 Prozent auf 7779,51 Punkte nach unten. Der britische FTSE 100 sank um 0,44 Prozent auf 8179,74 Punkte.

Für Ernüchterung sorgte die Sitzung der US-Notenbank nach Börsenschluss in Europa. "Auch wenn die US-Inflationsdaten weniger stark gestiegen sind als erwartet, hält die US-Notenbank an ihrer Hochzinspolitik fest und will weiterhin datenabhängig entscheiden", hieß es in einem Kommentar von Index-Radar.

Dabei sollte man "die jüngsten Zahlen zum US-Verbraucherpreisindex von der Denkweise der Fed trennen", betonte Jean Boivin, Leiter des BlackRock Investment Institute. "Es ist klar, dass die Fed, die schon lange mit Zinssenkungen beginnen wollte, sich allmählich an die Tatsache gewöhnt hat, dass die Zinsen länger hoch bleiben müssen - nicht nur kurzfristig, sondern auch längerfristig."

Schwach tendierten einmal mehr die Autowerte. Sie reagierten damit erneut auf die Androhung europäischer Sonderzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. "Die geplanten Strafzölle können sehr schnell nach hinten losgehen", warnte Marktexperte Andreas Lipkow. "Sollte China angemessen reagieren, wird das die deutschen Autobauer besonders hart treffen können." Deren Aktien lagen deutlich im Minus und zogen den Sektor nach unten.

Auch andere zyklische Sektoren wie Chemie und Rohstoffe standen unter Druck. Ausnahme war mit Norsk Hydro ein kleinerer Wert. Die Aktie gewann 1,9 Prozent, nachdem Goldman Sachs hat die Bewertung mit "Buy" wieder aufgenommen hatte. Als einer der wenigen breit aufgestellten Aluminiumhersteller bleibe das Unternehmen bestrebt, seine Präsenz im Verarbeitungsbereich durch Investitionen in margenträchtigere Produkte zu stärken und eine Führungsstellung zu erreichen, schrieb Analyst Matt Greene.

Besser sah es bei defensiven Werten aus. Sowohl Pharma- als auch Telekommunikationsaktien verloren weniger als der Gesamtmarkt. Aus dem Rahmen fielen allerdings Telefonica mit 2,5 Prozent Abschlag. Die Deutsche Bank hatte die Aktie von "Hold" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 4,30 auf 3,20 Euro gesenkt. Die Spanier seien inzwischen eines der teuersten Unternehmen der Telekombranche, schrieb Analyst Keval Khiroya. Auch Medienwerte waren gefragt. Aktien des Schwergewichts Relx setzten ihren Aufwärtstrend der Vormonate fort und markierten neue Hochs./mf/mis