PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Aktienmärkte in Europa haben am Donnerstag leichte Gewinne verzeichnet. Erneut galt es, eine Vielzahl von Quartalsergebnissen zu verarbeiten, die bei den Einzelwerten zu stärkeren Bewegungen führten. Der EuroStoxx 50 legte am Mittag um 0,39 Prozent auf 4259,33 Punkte zu. Bei den größeren Länderbörsen ging es für den französischen Cac 40 um 0,26 Prozent auf 7318,42 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 sank dagegen um 0,42 Prozent auf 7897,18 Punkte und litt damit wieder unter der Schwäche der Rohstofftitel.

Nach den Verlusten der Vortage schafften die europäischen Börsen damit nur eine eher schwache Gegenbewegung. Das Protokoll der US-Notenbank vom Vorabend hatte einen zweischneidigen Eindruck hinterlassen. "Das Fed-Protokoll zeigte eine breite Mehrheit hinter der Verlangsamung des Straffungstempos, allerdings auch die Offenheit für mehr Zinsanhebungen als bisher projiziert", hieß es von der Bayerischen Landesbank. "Die zuletzt erhöhten Zinsängste wurden daher nicht eingedämmt."

Gute Zahlen von Nvidia halfen den Technologiewerten, die in den Vortagen geschwächelt hatten, auf die Sprünge. Der US-Halbleiterkonzern hatte vom Boom bei Anwendungen mit künstlicher Intelligenz profitiert und im vergangenen Quartal trotz deutlicher Rückgänge bei Umsatz und Gewinn die Markterwartungen übertroffen. Davon profitierten Halbleiterwerte wie STMicro , die um 1,8 Prozent anzogen.

Der Autosektor konnte auf hausgemachte Erfolge zurückgreifen. Hier brillierten Pirelli . Der italienische Reifenhersteller hatte im vergangenen Jahr die eigenen Ziele und die durchschnittlichen Analystenschätzungen übertroffen. Die Italiener steigerten den Umsatz im Jahresvergleich um fast ein Viertel. Die Aktie gewann über vier Prozent.

Der Versicherungssektor zog zwar nicht ganz so stark an, da die Verluste des Schwergewichts Munich Re bremsten. Es gab aber auch positive Überraschungen. So kletterten Axa um 4,2 Prozent. Der französische Versicherungskonzern hatte im vergangenen Jahr von höheren Prämieneinnahmen insbesondere im Schaden- und Unfallgeschäft profitiert.

Nachrichten stützten auch den Mediensektor. Hier kamen die Zahlen des Werbekonzerns WPP gut. Das britische Unternehmen hatte von einem deutlichen Anstieg des Gewinns berichtet und will die Dividende erhöhen.

Am Ende des Feldes lagen erneut die Rohstoffwerte, die damit an die schwache Entwicklung der Vortage anknüpften. Im Ölsektor schwächelten Eni , die um 1,2 Prozent fielen. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Schlussquartals war mit knapp 3,6 Milliarden Euro um sechs Prozent hinter dem Vorjahreswert zurückgeblieben. Auch Analysten hatten mehr erwartet.

Noch stärker stand mit EssilorLuxottica ein anderer europäischer Wert unter Druck. Trotz vordergründig starker Zahlen ging es um 3,4 Prozent nach unten. Das Geschäft habe sich zum Jahresende nicht so gut entwickelt, wie einige Analysten es erwartet hatten, hieß es in einer Studie des Investmenthauses Jefferies. Zudem habe es nur die Bestätigung des Mittelfristziels und keine konkrete Prognose für 2023 gegeben.

Besser sah es bei kleineren Titeln aus. Die Aussicht auf höhere Erträge von Rolls-Royce in der Zukunft entfachten Euphorie. Mit einem Kurssprung von über 20 Prozent erreichten die Aktien des Triebwerksbauers den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr./mf/jha/