PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der gute Lauf der europäischen Börsen seit Jahresbeginn ist am Montag etwas ins Stocken geraten. Wirklich Sorgen machen müssten sich die Anleger wegen dieser Gewinnmitnahmen aber nicht, schrieb Pierre Veyret, charttechnisch orientierter Analyst beim Broker ActivTrades. Die jüngsten Konjunkturdaten belegten einen nachlassenden Preisdruck. Auch die schwindenden Rezessionssorgen und die Öffnung Chinas nach dem Ende der Null-Covid-Politik hätten die Stimmung deutlich aufgehellt.

Der EuroStoxx 50 gab seine moderaten Anfangsgewinne zügig ab - gegen Mittag notierte er nur noch 0,02 Prozent im Plus bei 4151,47 Punkten. Für das noch junge Börsenjahr steht indes schon ein sattes Plus von fast neuneinhalb Prozent zu Buche, nachdem der Leitindex der Eurozone im Vorjahr fast zwölf Prozent eingebüßt hatte. Ein ähnliches Bild zeigte sich zu Wochenbeginn beim französischen Cac 40 , der um 0,14 Prozent auf 7033,18 Punkte zulegte. Der britische FTSE 100 gewann zuletzt 0,15 Prozent auf 7855,52 Zähler.

Aus Übersee kam keine Unterstützung für die hiesigen Notierungen: Die asiatischen Märkte entwickelten sich durchwachsen, und an den richtungsweisenden US-Börsen findet zu Wochenbeginn wegen eines Feiertags kein Aktienhandel statt. Dementsprechend waren die Handelsvolumina hierzulande auch dünner als üblich.

Bereits vor dem Handelsstart in Europa war bekannt geworden, dass sich der Preisauftrieb im deutschen Großhandel im Dezember auf hohem Niveau weiter abgeschwächt hat. Mangels weiterer Konjunkturdaten richten sich die Blicke der Investoren bereits auf die am Dienstag anstehenden Konjunkturerwartungen von Finanzexperten, welche das Mannheimer Forschungsinstitut ZEW erhebt.

Vor einem zweitägigen Treffen der japanischen Notenbankmitglieder, das am Mittwoch endet, gehen derweil weiterhin Erwartungen um, dass die hohe Inflation die Währungshüter zu einer strafferen Geldpolitik zwingen könnte. Mitte Dezember hatten sie die Märkte weltweit mit einem Strategiewechsel zumindest kurzzeitig überrascht.

Im europäischen Vergleich hatten am Montag Immobilienaktien die Nase vorn: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zog um 1,4 Prozent an. Auch in den ersten Wochen des neuen Jahres hat sich der davor noch geschmähte Sektor mit am stärksten erholt, wie das Plus von 13 Prozent zeigt. 2022 hatten Immobilientitel angesichts der steigenden Zinsen auf den Verkaufszetteln der Anleger weit oben gestanden. Nun regen sich zunehmend Hoffnungen, dass die fast weltweit zu beobachtenden Leitzinsanhebungen der Notenbanken im Jahresverlauf ein Ende finden könnten.

Nicht gefragt waren dagegen Papiere aus der Reise- und Freizeitbranche, ebenfalls einer der größten Gewinner seit Jahresbeginn: Ihr Index verlor am Ende des Branchentableaus 0,6 Prozent.

Seitens der europäischen Unternehmen gab es zu Wochenbeginn wenig Neuigkeiten. Dass der britische Wasserstoffkonzern ITM Power im laufenden Geschäftsjahr mit geringeren Umsätzen und einem höheren Verlust als bisher rechnet, ließ die Aktien um über zwölf Prozent absacken. Die Anteilsscheine des Konkurrenten Nel ASA verbilligten sich daraufhin um gut viereinhalb Prozent./gl/stk