PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag zwar leicht zugelegt, die Gewinne in Asien und an der Wall Street damit aber nur bedingt umgesetzt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte gegen Mittag um 0,16 Prozent auf 3927,53 Punkte zu. Der französische Cac 40 zog um 0,1 Prozent auf 6653,64 Punkte an, der britische FTSE 100 erhöhte sich um 0,16 Prozent auf 7483,96 Zähler.

Erneut verlief das Geschäft verhalten. Marktexperte Andreas Lipkow verwies auf einen ganzen Schwung wichtiger US-Daten am Nachmittag: "Im Blickpunkt stehen heute die US-Konjunkturdaten zu den Erzeugerpreisen, den Lagerbeständen und dem Verbrauchervertrauen der Universität Michigan."

Vor allem warfen aber die Notenbanksitzungen in der kommenden Woche ihren Schatten voraus. Die Europas zwei führende Notenbanken und die Fed werden wohl mit Leitzinsen von 2,5 bzw. 3,5 bzw. 4,5 Prozent ins neue Jahr gehen, prognostiziert Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck hinsichtlich der wohl jeweils um 50 Basispunkte steigenden Leitzinssätze nach den Sitzungen von EZB, Bank of England und der US-Notenbank. Das könnte in der kommenden Woche nochmals für verstärkte Schwankungen an den Börsen sorgen, zumal auch neue Inflationsdaten anstehen.

Gewinne verzeichneten die Tourismuswerte. Hier stachen die Aktien des Anbieters von Buchungssystemen Amadeus IT mit 3,7 Prozent Aufschlag hervor. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte den Wert von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und zudem auf die "Conviction Buy List" gesetzt.

Bei den Bankwerten ging es mit Credit Suisse um 2,9 Prozent nach oben. Am Markt zeigte man sich erleichtert, dass die Kapitalerhöhung durch bestehende Aktionäre gut gelaufen ist. So wurden 98,2 Prozent der angebotenen neuen Aktien gezeichnet. Insgesamt nimmt die Großbank im Rahmen der Kapitalerhöhung wie geplant weitere 2,24 Milliarden Franken ein. Sie hat ihr Kapital so in zwei Schritten um rund 4 Milliarden aufgestockt. Die Analysten der ZKB werteten die Details zum abgeschlossenen Bezugsrechtsangebot als positiv.

Am Ende des Feldes lagen dagegen die Ölwerte. Hier standen Aktien des Öl- und Energiekonzerns Totalenergies unter Druck. Das Unternehmen treibt seinen Ausstieg aus dem russischen Geschäft voran. Dies macht weitere milliardenschwere Abschreibungen auf seinen Anteil an dem russischen Öl- und Erdgaskonzern Novatek nötig. Die Wertberichtigungen auf die 19,4-prozentige Beteiligung von 3,7 Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Mrd Euro) sollen im vierten Quartal verbucht werden./mf/stk