FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Ende der Hängepartie um den Verkauf von Aktivitäten in Südostasien sorgt am Dienstag bei den Anlegern von Delivery Hero für große Erleichterung. Die Aktionäre freuen sich, dass dem Essenslieferdienst mit dem Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan ein großer Schwung an Liquidität zufließt. Damit kann das Unternehmen bei den Verkaufsplänen in der Region zumindest einen Teilerfolg verbuchen. An der Börse wurde dies mit einem Kurssprung um 22 Prozent bis über die 30-Euro-Marke gefeiert.

Mit dem Kurssprung preschten die Aktien am Dienstag über die Linie, die den 200-Tage-Durchschnitt abbildet. Unter Anlegern gilt dies als positives Zeichen für den längerfristigen Trend, zumal es in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Ausbruchsversuche gab: Einen im Sommer 2023 und einen zweiten kürzlich im April. Die Frage ist nun, ob dieser neue Versuch jetzt nachhaltig gelingt. An die Höchstkurse aus dem Vormonat, die nahe 34 Euro lagen, kam die Aktie am Dienstag noch nicht heran.

Die Berliner fanden mit Uber einen Käufer für das Foodpanda-Geschäft in Taiwan. Zudem wird sich der US-Mobilitätsgigant mit knapp drei Prozent an Delivery Hero beteiligen, was für zusätzlichen Mittelzufluss sorgt. Ein Börsianer sprach von einer schönen Überraschung, nachdem Gespräche über den Verkauf des Südostasiengeschäfts im Februar noch für abgebrochen erklärt wurden. Bedenken rund um den Deal hatten die Delivery-Hero-Aktien in den vergangenen Monaten bis knapp unter 15 Euro auf ein Rekordtief gedrückt.

Analyst Clement Genelot vom Analysehaus Bryan Garnier hält die Liquiditäts- und Schuldenbedenken, derentwegen die Anleger zuletzt einen Bogen um die Aktien machten, jetzt für beseitigt. Beide Parteien hätten seit Monaten schwierige Verhandlungen geführt und so betrachte er das Ergebnis als einen Kompromiss, der Delivery Hero den angestrebten Mittelzufluss ermögliche.

Der beschlossene Verkauf erinnere daran, dass der Essenslieferdienst einst als größter Übernahme-Experte der Branche gegolten habe, schrieb der Jefferies-Analyst Giles Thorne, der in seiner Studie von einem "perfekt getimten Ausstieg" spricht. Delivery Hero werde wieder zu einer Cashflow-Story mit einer Verschuldung, die für Kapitalgeber wieder interessant sei.

Auch für den Einstieg von Uber - die Amerikaner beteiligen sich über den Erwerb neuer Aktien mit fast drei Prozent an Delivery Hero - gab es lobende Stimmen. Die Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang etwa erwähnte, dass Uber dazu bereit sei, für diese Aktien einen 30-prozentigen Aufschlag auf den Vortags-Schlusskurs zu zahlen. Ihr Bryan-Garnier-Kollege Genelot hält die mit dem Deal verbundene Verwässerung des Delivery-Hero-Gewinns für begrenzt.

Eine Restunsicherheit bleibt aber, da sind sich mehrere Experten einig. Durch den Deal werde Uber in Taiwan quasi zum Monopolisten, erwähnte der Jefferies-Experte Thorne. Er ergänzte aber, die Details der Vereinbarung wirkten so, als seien beide Seiten darauf vorbereitet. Die Andeutung angemessener Schutzmaßnahmen spräche für eine Vertragsbruchgebühr oder ähnliche Vereinbarungen. Im Februar seien Gespräche mit dem Konkurrenten Grab noch an diesem Aspekt gescheitert. Thorne sieht auch eine Sicherungszusage darin, dass Uber vor dem Abschluss des Verkaufs neue Aktien erwirbt und dafür bereit ist, einen hohen Aufschlag zu zahlen.

Die Delivery-Hero-Aktien machten wegen der Hängepartie in Südostasien zuletzt viel durch. Durch die schwungvolle Erholung am Dienstag liegen sie 2024 nun wieder mit fast 24 Prozent im Plus. Vom Rekordhoch zu Zeiten der Pandemie, das Anfang 2021 über 145 Euro betrug und der Aktie zeitweise einen Platz im Dax beschert hatte, können Anleger aktuell aber nur noch träumen. Wer damals die Aktie in der Spitze kaufte, hat nur noch ein Fünftel an Wert im Depot./tih/ag/stk