(neu: Short-Eindeckungen als möglicher Kurstreiber)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Ende der Hängepartie um den Verkauf von Aktivitäten in Südostasien hat am Dienstag bei den Anlegern von Delivery Hero für große Erleichterung gesorgt. Die Aktionäre freuten sich, dass dem Essenlieferdienst mit dem Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan ein großer Schwung an Liquidität zufließt. Damit kann das Unternehmen bei den Verkaufsplänen in der Region zumindest einen Teilerfolg verbuchen.

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kurssprung um 26 Prozent bis über die 30-Euro-Marke gefeiert. Händlern zufolge könnten aber auch Eindeckungen durch Spekulanten, die bislang auf fallende Kurse spekuliert hatten, zu dem Kurssprung beigetragen haben. Am Dienstag waren solche Werte international auffällig: In den USA gab es Kurssprünge bei Aktien wie Gamestop , die immer wieder von Spekulanten getrieben sind.

Mit dem Kurssprung preschten die Delivery-Hero-Aktien am Dienstag über die Linie, die den 200-Tage-Durchschnitt abbildet. Unter charttechnisch orientierten Anlegern gilt dies als positives Zeichen für den längerfristigen Trend, zumal es in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Ausbruchsversuche gab: Einen im Sommer 2023 und einen zweiten im April dieses Jahres. Die Frage ist nun, ob dieser neue Versuch nachhaltig gelingt. An die Höchstkurse aus dem Vormonat, die nahe 34 Euro lagen, kam die Aktie am Dienstag mit dem Schlusskurs von rund 32 Euro noch nicht heran.

Die Berliner fanden mit Uber einen Käufer für das Foodpanda-Geschäft in Taiwan. Zudem wird sich der US-Mobilitätsgigant mit knapp drei Prozent an Delivery Hero beteiligen, was für zusätzlichen Mittelzufluss sorgt. Ein Börsianer sprach von einer schönen Überraschung, nachdem Gespräche über den Verkauf des Südostasiengeschäfts im Februar noch für abgebrochen erklärt wurden. Bedenken rund um das Geschäft hatten die Delivery-Hero-Aktien in den vergangenen Monaten bis knapp unter 15 Euro auf ein Rekordtief gedrückt.

Analyst Clement Genelot vom Analysehaus Bryan Garnier hält die Liquiditäts- und Schuldenbedenken, derentwegen die Anleger zuletzt einen Bogen um die Aktien machten, jetzt für beseitigt. Beide Parteien hätten seit Monaten schwierige Verhandlungen geführt und so betrachte er das Ergebnis als einen Kompromiss, der Delivery Hero den angestrebten Mittelzufluss ermögliche.

Der beschlossene Verkauf erinnere daran, dass der Essenlieferdienst einst als größter Übernahme-Experte der Branche gegolten habe, schrieb der Jefferies-Analyst Giles Thorne, der in seiner Studie von einem "perfekt getimten Ausstieg" spricht. Delivery Hero werde wieder zu einer Cashflow-Story mit einer Verschuldung, die für Kapitalgeber interessant sei.

Auch für den Einstieg von Uber gab es lobende Stimmen. Die Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang erwähnte, dass das Unternehmen dazu bereit sei, für die Aktien einen 30-prozentigen Aufschlag auf den Vortags-Schlusskurs zu zahlen. Ihr Bryan-Garnier-Kollege Genelot hält die mit dem Geschäft verbundene Verwässerung des Delivery-Hero-Gewinns für begrenzt.

Eine Restunsicherheit bleibt aber, da sind sich mehrere Experten einig. Durch den Deal werde Uber in Taiwan quasi zum Monopolisten, erwähnte der Jefferies-Experte Thorne. Er ergänzte aber, die Details der Vereinbarung wirkten so, als seien beide Seiten darauf vorbereitet. Die Andeutung angemessener Schutzmaßnahmen spreche für eine Vertragsbruchgebühr oder ähnliche Vereinbarungen. Im Februar seien Gespräche mit dem Konkurrenten Grab noch an diesem Aspekt gescheitert. Thorne sieht auch eine Sicherungszusage darin, dass Uber vor dem Abschluss des Verkaufs neue Aktien erwirbt und dafür bereit ist, einen hohen Aufschlag zu zahlen.

Die Delivery-Hero-Papiere machten wegen der Hängepartie in Südostasien zuletzt viel durch. Durch die schwungvolle Erholung am Dienstag liegen sie seit Jahresanfang mit 28 Prozent im Plus. Vom Rekordhoch zu Zeiten der Pandemie, das Anfang 2021 über 145 Euro betrug und der Aktie zeitweise einen Platz im Dax beschert hatte, können Anleger aktuell aber nur noch träumen. Wer damals die Aktie in der Spitze kaufte, hat nur noch 22 Prozent des Wertes im Depot./tih/ag/stk/he