"Tango"-Pläne: Wie der CEO und ein Investor Kontrolle erlangen wollten

Hugo Boss steht im Zentrum eines Finanzskandals, nachdem bekannt wurde, dass CEO Daniel Grieder zusammen mit dem österreichischen Investor Rene Benko angeblich versucht haben soll, die Kontrolle über die Modemarke zu übernehmen. Ein internes Dokument aus dem März des Vorjahres enthüllte den Plan, der unter dem Codenamen "Tango" firmierte. Grieders Holding wollte Benko integrieren, um gemeinsam eine stärkere Position im Unternehmen aufzubauen.

Dieses Vorhaben könnte jedoch weitreichende Konsequenzen haben: Die Staatsanwaltschaft Tübingen prüft derzeit, ob ein Anfangsverdacht auf strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt. Zudem hat die Finanzaufsicht BaFin eine Voruntersuchung eingeleitet, um potenzielle Verstöße gegen Insiderhandel-Richtlinien zu untersuchen.

Aktien stürzen ab: Hedgefonds wittern Chancen

Die Enthüllungen ließen die Hugo-Boss-Aktien in den vergangenen Tagen massiv einbrechen. Am Donnerstag verlor das Papier 8,5 Prozent an Wert, und auch am Freitag setzte sich der Abwärtstrend fort. Laut Marktinsidern sehen Hedgefonds in der Krise des Unternehmens eine Gelegenheit: Der Verdacht auf Insidergeschäfte könnte als Hebel dienen, um gegen die Aktie zu wetten.

Insiderinformationen sollen dabei eine zentrale Rolle gespielt haben. Laut einem Bericht des Handelsblatt könnte Grieder kursrelevante Daten wie zukünftige Umsatzziele an Benko weitergegeben haben. In einer Nachricht erklärte der CEO, dass er für 2025 nun mit einem Umsatz von fünf Milliarden Euro und einer EBIT-Marge von zwölf Prozent rechne – deutlich optimistischer als bisher kommuniziert. Er schrieb: „Das wird den Aktienkurs extrem hochtreiben, denke ich.“ Diese optimistischen Prognosen, gekoppelt mit den aktuellen Vorwürfen, ziehen nun die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich.

Analysten setzen Bewertung aus: Keine Klarheit von Hugo Boss

Die Unsicherheit schlägt sich auch in den Einschätzungen von Analysten nieder. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat sowohl ihr Rating als auch das Kursziel für Hugo Boss vorläufig ausgesetzt. Laut den Analysten konnte das Unternehmen bislang keine klärenden Informationen zu den Vorwürfen liefern. Solange keine Transparenz geschaffen wird, bleibt die Aktie schwer einschätzbar.

CEO Daniel Grieder, der bislang als zentrale Figur für das Wachstum und die Neupositionierung von Hugo Boss galt, sieht sich nun wachsendem Druck ausgesetzt. Ob er im Amt bleiben kann, wird entscheidend davon abhängen, wie sich die Vorwürfe entwickeln – und ob Hugo Boss das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen kann.