Übernahme geplatzt: Halozyme zieht Angebot für Evotec zurück

Das US-Biotech-Unternehmen Halozyme hat seine Übernahmepläne für die Hamburger Wirkstoffforschungsfirma Evotec überraschend aufgegeben. Grund dafür sei die fehlende Bereitschaft der Evotec-Führung zu Verhandlungen, wie Halozyme-Chefin Helen Torley erklärte. „Es ist offensichtlich, dass Aufsichtsrat und Vorstand von Evotec derzeit kein Interesse daran haben, konstruktiv mit uns über eine mögliche Transaktion zu sprechen“, so Torley in einer Stellungnahme.

Die Entscheidung führte zu starken Kursbewegungen: Während die Evotec-Aktie am Freitag um 15,6 Prozent auf 8,50 Euro fiel, legte Halozyme in den USA um 5,5 Prozent zu.

Evotec bleibt unabhängig

Evotec bestätigte am Nachmittag, die Erklärung von Halozyme „zur Kenntnis“ genommen zu haben. Vorstand und Aufsichtsrat hätten gemeinsam mit Beratern das Angebot geprüft, betonten jedoch weiterhin die eigene Wachstumsstrategie. „Wir sind fest von unserer Unternehmensstrategie überzeugt, die langfristige Rentabilität stärkt und erheblichen Wert für unsere Aktionäre schaffen soll“, so das Unternehmen.

Halozyme hatte elf Euro je Evotec-Aktie geboten, was einer Bewertung von rund zwei Milliarden Euro entspricht. Doch schon nach Bekanntwerden des Angebots hatte Evotec erklärt, den Fokus auf die Unabhängigkeit des Unternehmens zu legen. Ein Sprecher betonte, das Hauptziel sei es, Evotec im Sinne der Aktionäre eigenständig weiterzuentwickeln.

Streit um Kontaktaufnahmen

Helen Torley zeigte sich in der Stellungnahme weiterhin überzeugt, dass eine Fusion mit Evotec wertschöpfend wäre. Laut Halozyme habe man Monate vor der offiziellen Offerte versucht, Gespräche mit dem Evotec-Aufsichtsrat aufzunehmen – jedoch ohne Erfolg. Evotec wies dies zurück und erklärte, dass es vor und nach dem Übernahmeangebot keine direkte Kontaktaufnahme gegeben habe.

Am Markt kursieren bereits Spekulationen über einen potenziellen Übernahmekampf. Neben Halozyme hat auch der Finanzinvestor Triton Interesse gezeigt und seine Beteiligung an Evotec von 5,6 Prozent auf 9,2 Prozent erhöht.

Evotec-Aktie unter Druck

Für Evotec-Anleger sind die Entwicklungen ein herber Rückschlag. Die Aktie, die Mitte November noch bei 10,62 Euro notierte, hat seit Jahresbeginn mehr als 60 Prozent an Wert verloren. Zu den Belastungen zählen ein Hackerangriff im Frühjahr 2023, hohe Kosten für den Aufbau neuer Biologika-Anlagen und ein schwieriges Marktumfeld. Zudem hatte der überraschende Rücktritt von CEO Werner Lanthaler Anfang 2024 für Unsicherheit gesorgt. Sein Nachfolger Christian Wojczewski soll das Unternehmen nun wieder auf Kurs bringen.

Halozyme verfolgt mit seiner Technologieplattform „Enhanze“, die die Verabreichung großmolekularer Medikamente optimiert, einen anderen Schwerpunkt als Evotec. Die Hamburger bieten mit ihrer Tochter Just-Evotec Biologics jedoch eine Plattform, die für die kostengünstige Produktion von Biologika wegweisend sein könnte – ein strategisch attraktiver Bereich, der möglicherweise das Hauptinteresse von Halozyme geweckt hat.